Für den Homo discens gilt:
Man wird nicht erwachsen, um dann erwachsen zu sein,
denn das Erwachsensein selbst ist ein Zustand des Werdens, also ein Prozeß

Getrud Wolff in: Zur Konstruktion des Erwachsenen, 2014

 

 

 

Am Leben reifen - Ressourcen stärken


 

Zur Bewältigung der vielschichtigen Anforderungen in unserem Lebensgarten und damit zur Vorbeugung einer (Erschöpfungs-)depression benötigen wir zahlreiche Ressourcen. In den letzten Jahren hat zu meiner Freude der Blick auf die Förderung von Ressourcen statt auf die akute Problemsituation an Akzeptanz gewonnen. Dieses sind sowohl innere Ressourcen wie persönliche Fähigkeiten, gesundheitsfördernde Lebenseinstellungen, Spiritualität, Wissen und viele andere (Alltags-)kompetenzen mehr.  Ebenso förderlich sind äußere Ressourcen, wie u.a. gesunde Beziehungen, niedrigschwellige Beratungsstellen und ein lebendiges Wohnumfeld.

Um als Beraterin einen Eindruck vom "Stresspegel" des Ratsuchenden zu bekommen, schaue ich, wie das Verhältnis der Anforderungen zu den vorhandenen Ressourcen ist, besser gesagt, vom Ratsuchenden subjektiv empfunden wird. Das heute verbreitete Gefühl, chronisch überlastet zu sein, deutet auf ein starkes Ungleichgewicht von Anforderungen und Ressourcen hin.

 

Anforderungen (A) <---------->  Ressourcen (R)

 

Zur Stärkung der Ressourcen liefert unser Lebensgarten selber mit seinen stärkenden und krisenhaften Zeiten das Material bzw. den Dünger. Gerade in den schweren Zeiten, in denen wir uns oft schwach und unsicher fühlen, können wir wachsen und unsere Ressourcen stärken. Dafür ist es hilfreich, wenn wir unser altes Bild vom erwachsenen und "fertigen" Menschen durch ein neues Bild von einem werdenden und wachsenden Erwachsenen "ersetzen".

 

Lebensgärtner sein - eine wertvolle innere Ressource

Ich nenne den Erwachsenen, der seinen Lebensgarten pflegt und dadurch seine Ressourcen trainiert und stärkt, einen Lebensgärtner bzw. eine Lebensgärtnerin. Er bzw sie ist eine der wertvollsten inneren Ressourcen, die wir haben können. Ich denke, wir sind als Gesellschaft herausgefordert, das frühere Idealbild von einem starken und unabhängigen Erwachsenen zu überdenken und uns für ein neues Bild von einem eigenständigen, aber auch lernenden, bedürftigen und verletztlichen Erwachsenen zu öffnen. Dieser Erwachsene ist erwachsen und er wird erwachsen. Um in einer sich wandelnden Welt die vielfältigen Anforderungen in seinem Lebensgarten zu bewältigen ist die Lebensgärtnerin und der Lebensgärtner bereit, sich weiterzubilden und sich beraten zu lassen. Und er sucht die Begegnung und den Austausch mit anderen, um sich gegenseitig zu stärken und voneinander zu lernen.

Der Lebensgärtner/die Lebensgärtnerin

Die Lebensgärtnerin/der Lebensgärtner (eLG)

 

Das Ziel des Lebensgärtners: eine reife Persönlichkeit zu werden

Nach meinen eigenen und beruflichen Erfahrungen ist ein gefestigter und am Leben gereifter Erwachsener die beste Ressource, die wir haben können, um die zahlreichen Anforderungen des heutigen Erwachsenlebens zu bewältigen. Er ist an seinem Leben gereift, ist in einem guten Glaubensgrund verwurzelt und teilt gerne seine Erfahrungen mit anderen.

Logo Igl 400x382Das visionäre Bild von einer reifen Persönlichkeit dient dem Lebensgärtner als Orientierung, wohin die Lebensreise geht. Es gibt unserem Leben Ziel und Sinn. Es ist kein Bild, welches Überforderung auslösen soll und welches auch nicht aus eigener Kraft erreicht wird. Wir tun als erwachsene Lebensgärtner unseren Teil zu diesem Reifeprozess dazu, indem wir lernen, uns anzunehmen, wie wir jetzt sind. Gleichzeitig nehmen wir die Sehnsucht in uns wahr, eine gereifte und "vollentfaltete" Persönlichkeit zu werden.

 

Als Gesellschaft reifen - Äußere Ressourcen stärken

Die jährlichen hohen Fehltage wegen Burnout und Depressionen sind gleichbleibend hoch. Die jährlich hohe Selbsttötungsrate sprechen eine deutliche Sprache und fordern uns als Alle heraus. Stressbedingte Erschöpfung und Stressbewältigung darf nicht nur ein individuelles Thema sein, mit dem der Einzelne herausgefordert ist, neue Einstellungen und Verhaltensweisen einzuüben. Auch die Gesellschaft als solches - Politik, Forschung, Zivilgesellschaft - ist herausgefordert über die äußeren Anforderungen (Komplexität, Fülle, Leistungsdruck, Tempo etc) nachzusinnen, diese ggf. zu ändern und geeignete äußere Ressourcen (grüne Erholungs- und Begegnungsorte, niedrigschwellige Beratungsangebote, Orte der Ruhe und Stille  etc.) zur Verfügung zu stellen. Es geht um nicht weniger als um die Änderung krankmachender Verhältnisse. Angesichts der zahlreichen möglichen dramatischen Folgen von dauerhaften Stresserleben m.E. nicht nur Herausforderung, sondern Aufgabe und Pflicht von uns alle. Stressbewältigung geht uns alle an.

 

"Für den Homo discens gilt: Man wird nicht erwachsen, um dann erwachsen zu sein, denn das Erwachsensein selbst ist ein Zustand des Werdens, also ein Prozeß". (Getrud Wolff in: Zur Konstruktion des Erwachsenen, 2014)

 

Unter Leben & Reife 18plus - Das Ermutigungskonzept in komplexer Welt stelle ich ein vor mir entwickeltes Modell vor, wie es konkret möglich ist, an den Anforderungen unserer Zeit als Einzelner oder als Gesellschaft zu reifen.

 

Die Angebote von Erwachsenleben gUG haben insbesondere den einzelnen Erwachsenen oder eine Gruppe von Erwachsenen im Blick. Auf Anfrage bietet Erwachsenenleben ebenso Einrichtungen oder Firmen Beratung zur Stärkung von gesundheitsfördernden Ressourcen an.